Lucas-Cranach-Preise 2021 und 2022 verliehen
Am 24.06.2022 wurden im Stadthaus die Lucas-Cranach-Preise der letzten beiden Jahre verliehen.
Diese zweithöchste Auszeichnung der Lutherstadt Wittenberg konnte zuvor pandemiebedingt nicht verliehen werden.
Die Preisträger*innen, die zur Verleihung nun leider nicht anwesend sein konnten, erhalten Ihre Auszeichnung im Rahmen eines gesonderten Termins mit dem Oberbürgermeister. Mit diesem Preis erinnert die Lutherstadt Wittenberg an die bedeutsame Persönlichkeit Lucas Cranach d. Ä. und ehrt diejenigen, die in der Gegenwart ihr Bestes für die Stadt geben. Die Auszeichnung wurde erstmals 2016 verliehen.
Preisträger*innen 2021
Kategorie "Arbeit im Ehrenamt": Veronika Dorn
Das historische Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 ist auch nach gut 20 Jahren vielen Wittenberger*innen in Erinnerung geblieben. Besonders die Bürger*innen der an der Elbe gelegenen Ortsteile traf es dabei sehr schwer. Pratau war einer davon. Frau Dorn war in dieser Zeit Ortsbürgermeisterin von Pratau und meisterte die Herausforderungen sowie manch lange Nacht mit einem enormen Engagement und Bravour. Insgesamt 20 Jahre lang, von 1999 bis 2019, lenkte sie als Ortsvorsteherin die Geschicke des südlich der Lutherstadt Wittenberg gelegenen Ortes und setzte sich stets zum Wohle "ihres" Ortsteils und der dort lebenden Menschen ein. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich in der "Cranach-Stiftung", im örtlichen "Pratauer Freizeit- und Seniorenclub", ist Mitglied im "Pratauer Bauernvolk" und war 15 Jahre lang - bis 2019 - stadtpolitisch als Stadträtin der Lutherstadt Wittenberg in der SPD-Fraktion aktiv - davon als 1. und 2. Stadtratsvorsitzende.
Kategorie "Impulse für die Stadt": Prof. Dr. Heiner Lück
Herr Prof. Dr. Heiner Lück hat in den zurückliegenden Jahrzehnten bis in die Gegenwart Forschungen, besonders zur Rechtsgeschichte Kursachsens, des Königreiches Sachsen und der Universität Wittenberg sowie des Rates zu Wittenberg, durchgeführt und diese in Publikationen münden lassen, die für Forscher*innen aus aller Welt eine reiche wissenschaftliche Quelle sind. Dabei ist besonders seine letzte Veröffentlichung "ALMA LEUCOREA - Eine Geschichte der Universität Wittenberg von 1502 bis 1817" hervorzuheben. Durch seine maßgebliche Unterstützung wurde das langjährige
Forschungsprojekt "Ernestinisches Wittenberg" ins Leben gerufen. Das Wirken dieser Forschungsgruppe ist von ihm entscheidend gefördert worden. Prof. Dr. Lücks Forschungen und Publikationen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die kursächsische Geschichte und damit fest verbunden auch die Geschichte der Lutherstadt Wittenberg noch bekannter in aller Welt wurde und künftig werden wird.
Kategorie "Kunst und Kultur": Peter Conrad
Peter Conrad kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Einige Stationen seines Lebens umfassen das Studium der Malerei von 1970 bis 1975 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee sowie im Verlauf seines Künstlerlebens nationale und internationale Ausstellungen in Wittenberg, Berlin, Bonn und New York. Von 1994 - 1997 leitete Peter Conrad ehrenamtlich einen Malzirkel im Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift. Außerdem gibt er sein Wissen seit 2015 bis heute in einem im Nachbarschaftstreff Wittenberg-West stattfindenden Aquarellkurs an Kunstinteressierte weiter. Anlässlich seines 70. Geburtstages hat die Lutherstadt Wittenberg dem Künstler eine Personalausstellung gewidmet. Die Ausstellung im Alten Rathaus war die bisher umfangreichste Präsentation seiner Werke seit 1975 und behandelte eine Vielfalt von Themen, darunter Stadtansichten und Elbe, Porträts, Akte, Blumen, Kritisch-Skurriles, Poetisches, Verträumtes, Friedenstiftendes aber auch Trauriges. Sein Werksverzeichnis weist seit 1970 insgesamt ca. 400 Bilder auf.
"Sonderpreis": Ecosia GmbH
Laut der Studie "Energy consumption of data centers worldwide" des Borderstep Instituts für Nachhaltigkeit und Entwicklung ist der Energieverbrauch in der Informationstechnologie zwischen 2010 und 2017 allein in der Bundesrepublik Deutschland um 25 % angestiegen. Damit gehört der IT-Sektor zu einem der größten Kohlenstoffdioxidemittenten weltweit. Eine einzige Suchanfrage erzeugt laut dem globalen Marktführer Google 0,2 Gramm CO². Praktisch betrachtet weisen 200 Suchanfragen bei Google die gleiche Energiebilanz auf wie ein einziges Hemd, das man bügelt.
Gleichermaßen, wie die Internetsuchmaschine des US-amerikanischen Unternehmens Google LLC. funktioniert auch die deutsche Proxysuchmaschine Ecosia des Wittenberger Gründers Christian Kroll. Fundamental anders ist hingegen der unternehmerische Anspruch von Ecosia und die Konsequenzen, die aus der Nutzung der Suchmaschine für die Datenströme, die Anwender*innen und das Klima resultieren: Laut Angaben des Unternehmens sind 50 Klicks nötig, um einen Baum zu pflanzen und so einen globalen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Entgegen der Konkurrenz werden die Gewinne, die aus der Nutzung der Suchmaschine durch Werbung erzielt werden, genutzt, um Aufforstungsprojekte zu finanzieren. Setzlinge können so an den Orten gepflanzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Satellitenaufnahmen erlauben eine Kontrolle der Vorhaben, die sich von der Küste Brasiliens, über den Senegal, Ghana, Kenia bis nach Indonesien und Australien erstrecken. 2009 gründete Christian Kroll, ehemaliger Schüler des Luther-Melanchthon-Gymnasiums in Wittenberg, das Start-up-Unternehmen Ecosia. Initialzündung dafür war eine Weltreise nach dem Studium und die damit verbundene Erkenntnis, dass ein eigener Beitrag für den Klimawandel als größte Herausforderung des 21. Jahrhundert, unverzichtbar ist. Von der Geschäftsidee, Gründung und der rentablen Etablierung am Markt vergingen vier bis fünf Jahre. Im August 2020 hatte das Unternehmen bereits 104.380.400 Bäume gepflanzt.
Preisträger*innen 2022
Kategorie "Kunst und Kultur": Eva Löber
Eva Löber hat sich jahrzehntelang herausragend für den Erhalt der Cranach-Höfe, Markt 4 und Schlossstrasse 1 engagiert. Noch vor der demokratischen Wende setzte sie sich für die Cranach-Höfe ein. Ihr ist es zu verdanken, dass wieder Kunst und mit ihr Künstler*innen, Studierende, Kinder und viele tausende Besucher*innen in die Häuser kommen. Das Erinnern an den bedeutendsten Maler der Reformation, Lucas Cranach d. Ä., und der Erhalt der historisch wertvollen Bausubstanz waren die Prinzipien Eva Löbers während ihres gesamten Handelns als Vorstandsvorsitzende der Cranach-Stiftung Wittenberg. Aus den vernachlässigten Höfen entstanden prosperierende Orte der Kunst, der Kultur, des Handwerks und der Begegnung. Idealismus, Mut, Hartnäckigkeit, Leidenschaft, Unermüdlichkeit, Kampfgeist und Fairness sind die prägenden Eigenschaften dieser engagierten Frau. Sie hat ihr Leben mit ganzer Leidenschaft den Cranach-Höfen gewidmet und damit ihre individuelle Handschrift in Wittenberg hinterlassen.
Kategorie "Arbeit im Ehrenamt": Marco Glaß
Mit seinem gemeinnützigen Verein "Projektschmiede Wittenberg e.V." ruft Marco Glaß seit 2011 zahlreiche karitative Projekte ins Leben, welche die Wittenberger Bürger*innen einerseits zum gemeinsamen Miteinander anregen und andererseits das Freizeitangebot in der Lutherstadt Wittenberg erweitert. Durch seine unermüdliche und fortwährende Akquise von Spendengeldern und anderen Zuwendungen schafft er wiederkehrende Veranstaltungen und Projekte, - wie das Sommerkino, der Handicap-Day oder der Weihnachtsspendenkalender - die das Veranstaltungsprogramm sowie die Lutherstadt Wittenberg selbst prägen. Erwähnenswert sind beispielsweise zuletzt verschiedene Kunstwerke einer 3D-Street-Art-Reihe 2021 in der Altstadt.
Kategorie "Impulse für die Stadt": Burkhard Müller
Burkhard Müller unterstützt seit Jahren über sein berufliches Handeln hinaus viele soziale Einrichtungen, Kindertagesstätten, Sportvereine, Freiwillige Feuerwehren der Stadt, den Wittenberger Tierpark sowie Verbände, die sich im Natur- und Umweltschutz engagieren. Mit Engagement, Empathie und Spenden trägt er zum Funktionieren des städtischen Zusammenlebens bei und hilft mit Rat und Tat. Dabei leistet er Überdurchschnittliches und stellt seine eigenen Interessen zur Lösung vielfältigster Probleme in Vereinen und Organisationen zurück. Auch als Arbeitgeber und Unternehmer ist er eine feste Größe in der Stadt und beteiligt sich zudem aktiv an der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund.
"Sonderpreis": Dr. Gerd Gruber:
Dr. Gerd Gruber sammelt seit seiner Jugend Bilder und Grafiken zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Sein besonderes Interesse gilt dabei den weniger bekannten Künstler*innen der 20er und 30er Jahre, deren Bilder nach 1933 als "entartet" eingestuft und aus Galerien entfernt oder vernichtet wurden. Bewegend sind Bilder und Grafiken aus seiner Sammlung, die in Zuchthäusern und Konzentrationslagern entstanden sind und ihre Erschaffer*innen - teils aufbewahrt in Verstecken - überlebt haben. Inzwischen umfasst die Sammlung Gerd Gruber über 8.000 Werke und wurde als einzige Privatsammlung aus Sachsen-Anhalt in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes aufgenommen. Seine Kunstschätze wurden in mehr als 120 Ausstellungen sowohl im In- als auch im Ausland gezeigt. Mit seiner Sammlung und Biografiearbeit gelingt es Gerd Gruber, eindringliche und authentische Zeitzeugnisse wieder im öffentlichen Bewusstsein unserer Gegenwart zu platzieren und dadurch einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen von Unrecht und Entwürdigung zu schaffen.